Schon früh standen im waldreichen Entlebuch Glashütten. Diejenige, welche das Flühli-Glas hervorbrachte, begann 1723 ihren Betrieb. Damals kamen die Gebrüder Siegwart – die Vorfahren jener Siegwarts, die später die Glasi Hergiswil gründeten – aus dem Schwarzwald ins Waldemmental. Was sie dahin gelockt hatte, waren die grossen, kaum genutzten Wälder. Nebst genügend Wald zum Verbrennen gab es hier auch Sand für das Glas und Flüsse für den Transport des geschlagenen Holzes. Mit den Siegwarts kam ein kleiner Industriebetrieb ins abgelegene ärmliche Tal. Und mit ihm Arbeit, Handel und Leben. Im Verlaufe der Zeit nahm der Holzschlag derart gewaltige Ausmasse an, dass die Stimmung unter den Entlebuchern kippte. Die Siegwarts begannen sich um 1815 um einen neuen Standort zu bemühen. Ein neuer Platz in Hergiswil am See ermöglichte den praktischen und billigen Bezug von Holz über den See. Der Betrieb im Entlebuch, das mit dem Aufkommen der Eisenbahn und der Dampfschifffahrt abseits aller wichtigen Verkehrsverbindungen lag, wurde immer unrentabler. So wurde 1869 im Entlebuch zum letzten Mal geglast und die Ära des Flühli-Glases war an ihrem Ende angelangt.
Wertvolle Geschenkgabe
Glas war früher etwas Wertvolles, das man gerne zu besonderen Anlässen verschenkte. Verzierte Glasflaschen und Trinkgläser repräsentierten Wohlstand und Grosszügigkiet. Die im Gletschergarten ausgestellte Flühli-Glasflasche könnte ein Hochzeitsgeschenk oder eine Liebesgabe gewesen sein.
Die Trouvaille im Gletschergarten gehört zu den zahlreichen Ziergegenständen, welche die unternehmerisch geschickten Frauen der Gründerfamilie Amrein Troller mit grosser Leidenschaft über die Jahre hinweg in der Innerschweiz sammelten.
Bild: Klarglas mit Zinnschraubverschluss. Emailmalerei in Rot, Weiss, Blau und Ocker